4. Nov 19 – Im gelockerten Verweilen

„Gelockertes Verweilen in der höchsten Spannung“

Herr oder Meister Awa Kenzo hat den Satz sicherlich leicht anders formuliert. Dieser ist uns bekannt, da Herr Eugen Herrigel, sein deutscher Schüler, der durch die Verbreitung Awa‘s Lehren große Berühmtheit erlangte, diesen so für uns übersetzt hat.

Im Übrigen verwende ich das Wort ‚Meister‘ nicht so gern. Da sich mir immer die Frage stellt: „Meister für wen?“ Hierzu folgt ein eigener Post …

Das Nachfolgende ist lediglich ein Aspekt und ich hole etwas aus:
Beobachten Sie. Das nächste Mal, wenn Sie ins Fitnessstudio, in Ihren Sportsverein gehen, bei einem Umzug helfen, oder Menschen bei einer Tätigkeit erwischen die körperlich fordern ist.

Betrachten Sie ganz besonders das Gesicht Ihrer „Probanden“ , ihre Augen aber auch ihre Körperhaltung und ihre Bemühungen zu bewerkstelligen, was zu bewerkstelligen ist. Was ist die Botschaft, die sie dabei aussenden? Ist es Anstrengung? Wut? Frust? Freude? Klarheit? Gleichmut? … ?

In diesem Text beziehe ich mich auf die sportlichen Aspekte. Stellen Sie sich nun eine körperlich unfassbar anstrengende Situation vor. Als Sie sich sportlich so sehr verausgabt haben, dass die Lunge und die Muskeln brannten. Welche Botschaft haben Sie ausgesendet?

Beobachten Sie wie viele Menschen nach körperlich anstrengender Arbeit hecheln und hin und her wandern, um sich zu beruhigen. Oder wie sie Gesichter verziehen, wenn sie viel Gewicht stemmen.

Was wäre aber, wenn die höchste Anstrengung mit Gleichmut vielleicht sogar – und das finde ich persönlich noch viel besser – mit Freude ausgeführt wird? Was wäre, wenn Sie die brennende Lunge als Potential annehmen könnten und nicht umherlaufen müssten, um sich zu beruhigen?

Stellen Sie sich vor, Sie sprinten eine für Sie herausfordernde Strecke, nach der Sie sofort stehen bleiben und das nach Luft-Schnappen der Lunge als nutzbare Kraftquelle wahrnehmen. Ganz im Stillen, ohne Aufregung, ohne Dramatik und vielleicht sogar mit einem Lächeln im Gesicht.

Im gelockerten Verweilen nehmen wir die Anstrengung dankend an und lassen sofort los, um in die Entspannung zu gehen für die nächste Herausforderung.
Der Körper dankt es uns! Er liebt klare Signale.

Wozu also über die Anstrengung (hecheln, unruhig umherlaufen, das Gesicht verziehen, …) äußerlich klagen, wenn wir es uns doch ausgesucht haben, diese anzugehen?

Äußere Gelassenheit hilft dem Körper die möglicher Weise sportliche Aufgabe als etwas Gutes anzunehmen und sorgt auch dafür, diese das nächste Mal besser anzunehmen.

Wer gelockert, in der höchsten Spannung verweilt, kämpft nicht gegen den Körper. Sie/Er polt die destruktiven Gewohnheiten in Stärken um und entfaltet bzw. schafft Potentiale.

Herzlichst
Foad Ghassemzadeh